Das Wichtigste an der Kamera – Das Objektiv

 

Eine gute Kamera macht noch keinen guten Fotografen. Jemand, der sich gute Messer und Töpfe kauft, ist deshalb noch lange kein guter Koch. Aber ohne gescheite Ausstattung werden es wohl eher Survival-Gerichte. Ohne passende Kamera wird es auch schwer in der Immobilienfotografie.

 

Hier Nachbildungen von Bildern, die so in Exposés erschienen sind, um zu verdeutlichen, wie wichtig eine passende Kamera ist. Aus rechtlichen Gründen wurde auf die Abbildung der Originale verzichtet:

 

Die Qualität der verwendeten Kamera hat Auswirkungen auf die Qualität der Fotos.
Die Qualität der verwendeten Kamera hat Auswirkungen auf die Qualität der Fotos.

 

Es drängt sich natürlich zurecht die Frage auf, warum diese Bilder gemacht und gar veröffentlicht wurden, hier soll es jedoch nur um technische Aspekte gehen. Offensichtlich wurden diese Fotos mit unpassendem Werkzeug erstellt. Entsprechend unbefriedigend sind die Ergebnisse. Was sofort auffällt: Die Bilder sind "verrauscht" und der Blickwinkel der verwendeten Kamera scheint offensichtlich zu gering, um die Gästetoilette so abzubilden, dass das Bild einen zufriedenstellenden Eindruck des Raumes wieder gibt.

 

Was macht eine Kamera nun passend für die Immobilienfotografie? Das Herausragendste - in jeder Beziehung - ist sicher das Objektiv. Es bündelt das Licht, das von außen in die Kamera tritt, und bildet es auf dem Sensor ab. Hier eine schematische Darstellung:

 


Es wird klar: Wenn das Objektiv die Lichtstrahlen weiter auffächert (=längere Brennweite), treffen viele von ihnen gar nicht den Sensor der Kamera. Das heißt, der Teil des Motivs, der auf dem Sensor abgebildet wird, wird kleiner. Es ist weniger vom Motiv zu sehen, aber das, was zu sehen ist, wird größer dargestellt:



Wenn das Objektiv die Lichtstrahlen weiter bündelt (=kürzere Brennweite), treffen mehr Strahlen auf den Sensor der Kamera. Das heißt, der Teil des Motivs, der auf dem Sensor abgebildet wird, wird größer. Es ist mehr von dem Motiv zu sehen. Die einzelnen Details werden kleiner.


 

Entsprechendes gilt für den Sensor. Wird der Sensor größer, kann ein größerer Teil des Motivs abgebildet werden und umgekehrt.

 

Handelt es sich bei dem Motiv um eine Savanne mit einer hungrigen Löwenfamilie, wird man wahrscheinlich größeren Abstand vom Motiv halten wollen. Um die Abbildung trotzdem möglichst auf die Tiere zu beschränken, würde man eine lange Brennweite - vielleicht 1000 mm - und einen kleineren Sensor wählen, sofern dieser dieselbe Auflösung hat wie ein größerer.

 

Handelt es sich hingegen bei dem Motiv z.B um einen kleinen Raum, den man abbilden möchte, ist die Einnahme eines weiter entfernten Standpunkts durch Wände sehr eingeschränkt. Hier erscheint ein großer Sensor und eine kurze Brennweite -  vielleicht 16 mm - passend.

 

Es ist sicher etwas komplizierter als hier dargestellt. Auch haben Objektiv und Sensor noch andere Eigenschaften, die eine Auswirkung auf die Qualität des Bildes hat. Im Grunde ist aber diese Kombination von Brennweite und Sensorgröße das wichtigste Merkmal, um zu entscheiden, ob sich eine Kamera für Immobilienfotografie eignet oder nicht.

 

Kein Anbieter eines Hauses wird in seinem Angebot ausschließlich den Quadratmeterpreis und die Wohnfläche des Objektes angeben und den Kunden dann selbst den Preis ausrechnen lassen. Um es dem Kamerakäufer einfacher zu machen, gibt der Hersteller das so genannte „Kleinbildäquivalent“ an. Das ist die Brennweite, die bei einem Sensor im Kleinbildformat (24x36 mm) für einen ähnlichen Bildausschnitt sorgen würde, wie bei dem vorliegenden Modell. Bei Bridge- und Kompaktkameras wird üblicherweise nur diese Brennweite angegeben.

 

Hier eine Gegenüberstellung von Bildern einer Gästetoilette, die mit unterschiedlichen Brennweiten erstellt worden sind:  

 

Die verwendete Brennweite hat Auswirkungen auf Bildausschnitt und möglichen Kamerastandpunkt.
Die verwendete Brennweite hat Auswirkungen auf Bildausschnitt und möglichen Kamerastandpunkt.

 

Die Kamera wurde jeweils so aufgestellt, dass der Türrahmen gerade nicht mehr auf dem Bild erscheint, das Bild also den maximal möglichen Teil des Raumes abbildet. Der Raum hat eine Fläche von ca. 1x2 Metern.

 

Brennweiten (Kleinbildäquivalent) von links nach rechts: 16 mm, 32 mm und 50mm (die so genannte „Normalbrennweite“).

 

16 mm: Der Raum wirkt groß, für die meisten Betrachter größer als 1x2 Meter. Decke und Boden sind sichtbar. Die Einbauten sind fast komplett sichtbar (Waschtisch, Wasserhahn, Spiegel) Die Toilette erscheint wesentlich kleiner als der Waschtisch.

 

32 mm: Der Raum wirkt kleiner. die Decke ist nicht mehr sichtbar. Spiegel und Lampe sind verschwunden, vom Wasserhahn ist nicht mehr viel zu sehen. Das Größenverhältnis von Waschtisch zu Toilette entspricht beinahe unseren Sehgewohnheiten.

 

50 mm: Der größte Teil der Bildfläche wird von der Fensterwand eingenommen. Man kann nicht mehr von einem Raumgefühl reden. Vom Boden ist nur noch wenig zusehen. Um die dargestellte Perspektive einzunehmen, musste der Kamerastandpunkt sehr weit nach hinten versetzt werden. In sehr vielen Objekten wäre dies nicht möglich, weil der Platz durch eine Wand eingeschränkt wird.

 

Bei 16 mm könnte ggf. auch das, im Web beliebte Querformat genutzt werden:

 

Bei niedriger Brennweite lassen sich auch kleine Räume im Querformat fotografieren.
Bei niedriger Brennweite lassen sich auch kleine Räume im Querformat fotografieren.

 

Es wird deutlich, dass die kleinste zur Verfügung stehende Brennweite sicher nicht das einzige, sicher aber ein wesentliches Merkmal für die Eignung einer Kamera für die Immobilienfotografie ist, vielleicht das wesentlichste. Schließlich sind nicht nur enge Räume zu fotografieren. Auch bei Außenaufnahmen eines Objektes verhindert oft das Umfeld ein Foto aus einer weiter entfernten Perspektive. Durch die Möglichkeit, auf eine kurze Brennweite zurückzugreifen, können in sehr vielen Fällen stürzende Linien im Foto vermieden werden. Das heißt jedoch nicht, dass ausschließlich mit der kleinsten Brennweite fotografiert werden sollte.

 

Im Bereich der Kompaktkameras beträgt die kürzeste Brennweite üblicherweise 24mm. Das erscheint zu lang. Es gibt bei den Kompaktkameras Ausnahmen mit einer kürzesten Brennweite von 20 mm. Dies könnte für den gelegentlichen Immobilienfotografen ein guter Kompromiss sein.

 

Darüber hinaus bleiben nur Spiegelreflex-Kameras und spiegellose Systemkameras mit Wechselobjektiven. Diese sind zwar größer und schwerer als Kompaktkameras, bieten aber auch die bessere Bildqualität. Hierfür werden auch Objektive mit entsprechend kurzen Brennweiten angeboten.

 

Nach einer gründlichen Recherche, welche Kamera oder Kamera-Objektiv-Kombination passen könnte, ist diese vor dem Kauf umfassend zu testen, um z.B. die Bedienung zu überprüfen. Nicht jede Kamera passt zu jedem. Dazu aber an anderer Stelle mehr.