Die Kameraposition

 

Zur Kameraposition während der Innenaufnahmen kann man eines auf jeden Fall sagen: Die Kamera sollte auf einem Stativ stehen! Das hat mehrere Gründe:

  • Durch das Stativ werden längere Belichtungszeiten ohne Verwackeln möglich. Normalerweise möchte man bei der Präsentation von Immobilien möglichst durchgehend von vorne bis hinten gleichmäßig scharfe Bilder - also eine große Schärfentiefe. Da man diese mit einer kleinen Blende (also einer großen Blendenzahl) erreicht, werden längere Belichtungszeiten nötig. Die Alternative ist, die Empfindlichkeit - also die ISO-Zahl - zu erhöhen. Die beste technische Bildqualität erreicht man jedoch bei geringen ISO-Zahlen. Auch wenn moderne Digitalkameras immer weniger Probleme mit dem Bildrauschen bei hohen Empfindlichkeiten haben, ist man bei einer ISO von 100 auf der sicheren Seite. Den internen Blitz zu nutzen, ist keine Alternative (dazu an anderer Stelle mehr).
  • Die ortsfeste Montierung der Kamera auf einem Stativ ermöglicht es, in Ruhe sein Bild zu „komponieren“, also festzulegen, wie das Bild genau aussehen soll. So kann man exakt entscheiden, was auf dem Bild sein soll und was nicht. Ist man dann mit Bildausschnitt, Kameraposition, Zoomeinstellung, Blickwinkel etc. zufrieden, kann man sich auf die korrekte Belichtung konzentrieren, ohne darauf achten zu müssen, dass sich nicht währenddessen Position und Ausrichtung ändert.
  • Die Nutzung eines Stativs vereinfacht das Einhalten einer waagerechten Haltung der Kamera, wie sie in den meisten Fällen gewünscht ist. Die Neigung des Fotoapparates nach oben oder unten führt zu so genannten stürzenden Linien. Das sind Linien, die in unserer täglichen Wahrnehmung senkrecht verlaufen - z.B. dort, wo senkrechte Wände in den Ecken aufeinandertreffen, auf dem Foto jedoch von der Senkrechten abweichen. „Stürzen“ solche Linien nach links oder rechts, wird das vom Betrachter im Allgemeinen als unschön und irritierend empfunden. In jedem Fall lenkt es ihn vom eigentlichen Bildinhalt ab. Die folgende Gegenüberstellung soll das visualisieren:
    • Das obere Bild wurde aus der Augenhöhe eines ca. 1,90m großen Fotografen gemacht. Die Kamera wurde nach unten geneigt, um nicht den größten Teil des Bildes  mit der Raumdecke zu "verschwenden".
    • Das untere Foto wurde aus ca. 1,10m erstellt. Der Bildinhalt ist sehr ähnlich. Die Kamera wurde waagerecht ausgerichtet. Das Bild wirkt wesentlich natürlicher.
Gegenüberstellung der Kameraposition auf 1,10m/1,80m, Esszimmer, Neckargemünd, Immobilienfotos
Gegenüberstellung der Kameraposition auf 1,10m/1,80m
  • Wird ein Stativ genutzt, ist es einfach, jedes Bild oder zumindest die allermeisten aus der gleichen Höhe aufzunehmen. Die Bildsequenz, die im Exposé angeboten wird, bekommt so einen einheitlichen Charakter. Die Bilder wirken eher „aus einem Guss“, wodurch die Professionalität des Angebots unterstrichen wird.
  • Gerade bei sonnigem Wetter kommt es bei Innenaufnahmen eines Objektes zu sehr großen Kontrastunterschieden zwischen dem Inneren des Raumes und den Fensterflächen. Weder analoge noch aktuelle digitale Kameras schaffen es, diese Kontrastunterschiede in einem Bild zu verarbeiten. Das menschliche Auge ist hier der Technik weit überlegen. Um ein Ergebnis zu erhalten, das sowohl den Raum als auch den Blick nach draußen zeigt, sind mehrere Fotos notwendig, die mit unterschiedlichen Belichtungszeiten aufgenommen werden, also verschiedene Helligkeiten aufweisen. Diese werden dann am Computer zusammenmontiert. Das geschieht bei der Nachbearbeitung durch eine so genannte HDR-Software oder auch manuell . Für ein optimales Ergebnis ist es notwendig, dass die Einzelbilder möglichst deckungsgleich sind. Auch aus diesem Grund bietet sich die Verwendung eines Stativs geradezu an. Hier ein Beispiel:
Zwei in Teilen korrekt belichtete Bilder werden zu einem zusammengefügt Immobilienfotos
Zwei in Teilen korrekt belichtete Bilder werden zu einem zusammengefügt

 

Die Aufnahmehöhe

 

Es hat sich bewährt, die Innenaufnahmen üblicherweise aus einer Höhe von ca. 1,00 -1,10 Metern zu machen. Dazu muss man nicht mit einem Metermaß zum Fototermin kommen. Man kann sich leicht merken, wie weit man das Stativ ausfahren muss. Das sind häufig zwei von drei Teilen der Stativbeine. In Deutschland werden seit längerem Lichtschalter in genau der Höhe angebracht, sodass man sich auch daran orientieren kann. Für diese Höhe sprechen verschiedene Punkte:

  • Unsere Augenhöhe auf einem Sofa oder in einem Sessel sitzend entspricht ungefähr dieser Höhe, auf einem Stuhl ist sie geringfügig darüber. Es handelt sich also um eine Augenhöhe, die wir sehr häufig in Räumen einnehmen. Die bekannte Position wird als angenehm empfunden.
  • Die Deckenhöhe in modernen Wohnungen beträgt zwischen 2,50m und 2,60m. Sie kann auch – gerade in Altbauten – höher sein. Die Kameraposition von 1,10m sorgt bei waagerechter Ausrichtung der Kamera dafür, dass mehr vom Fußboden als von der Decke zu sehen ist. Im Allgemeinen ist der Boden für den Interessenten von größerer Bedeutung. Der Bodenbelag (Parkett, Fliesen, Linoleum etc.) ist für ihn gegebenenfalls eine wichtige Ausstattungskomponente des Anwesens. Die Decke ist häufig weiß gestrichen und zumeist leichter veränderbar als der Bodenbelag.
  • Die vorgeschlagene Kamerahöhe sorgt dafür, dass man auf Tische, Sessel, Sofas, Küchenarbeitsplatten etc. aus einem angenehmen Winkel darauf und darüber hinweg schauen kann.
  • Auf der anderen Seite kann man zumeist nicht in Wasch- und Spülbecken hineinschauen. Abflüsse sind nicht immer die angenehmsten Motive.
  • Spiegel sind sehr häufig oberhalb dieser Höhe angebracht, sodass die Kamera nicht auf dem Bild erscheint.

Natürlich gibt es Gründe, auch einmal von der vorgeschlagenen Höhe abzuweichen: Blick in ein Treppenhaus, auf oder von einer Galerie, interessante Decken (Stuck, Spanndecke, Balkenkonstruktion o.Ä.). In solchen Fällen kann man selbstverständlich von der Standardhöhe abweichen.

 

Die beiden anderen Dimensionen

 

Nachdem die Höhe geklärt ist, stellt sich noch die Frage, an welcher Stelle im Raum man das Stativ aufstellen soll. Verschiedene Positionen sind möglich. Üblicherweise möchte man dem Betrachter möglichst viel von dem Raum zeigen, was heißt, dass man seine Stellung in der Nähe einer Wand bezieht, um das Gegenüberliegende zu fotografieren.

 

Nun ist es möglich, die Kamera so auszurichten, dass sowohl senkrechte als aus waagerechte Linien genau in der Waage sind. Das setzt voraus, dass das Objektiv genau senkrecht auf die gegenüberliegende Wand gerichtet ist und sich möglichst gegenüber ihrem Mittelpunkt befindet. Dies kann gerade bei einem symmetrischen Motiv harmonisch wirken, so z.B. beim Blick auf das Bett im Schlafzimmer oder auf einen Waschtisch.

 

Kamin, 2 Türen rechts und links, frontal aufgenommen, Immobilienfoto
Durch die frontale Aufnahmeposition werden Verzeichnungen vermieden

 

Möchte man das nicht, so sollten Kamerastandpunkt und -ausrichtung ein ganzes Stück von der gegebenen Empfehlung abweichen. Sind die Abweichungen nur gering, wirkt das Bild nicht professionell. Der Eindruck entsteht, der Fotograf hätte schlampig gearbeitet. Es ist also empfehlenswert, die Kamera weiter in Richtung Ecke zu verschieben. Richtet man die Kamera jetzt so aus, dass das Foto durch eine markante Stelle z.B eine Ecke des Raumes ca. ein Drittel zu zwei Drittel aufgeteilt ist, kann dies eine harmonische Bildwirkung unterstützen.


Eine weitere Möglichkeit ist, die Kamera so auszurichten, dass die Wand, die der Kamera seitlich am nächsten ist, nicht auf dem Bild erscheint. Eine Wand, die der Betrachter nicht sehen kann, wird intuitiv als weit entfernt vermutet. So lässt sich der Raum optisch vergrößern. In Hotelprospekten wird häufig ein Swimmingpool so abgelichtet. Da man nur ein Ende des Pools sieht, wird er größer vermutet, als er in Wirklichkeit ist. Es ist jedoch davon abzuraten, einen solchen „Trick“ in jedem Raum des Objekts anzuwenden. Das wäre zu viel des Guten. Die Folge könnte sein, dass sich Interessenten bei der Besichtigung der Räumlichkeiten enttäuscht von der tatsächlichen Größe zeigen.  

 

Bilder von einem Wohnzimmer, einmal fehlt die Begrenzung rechts einmal nicht, Immobilienfotos
Fehlende Begrenzungen an der Seite lassen den Raum größer erscheinen


Die Auswahl der Position sollte so getroffen werden, dass die Fenster, die den Raum belichten, auf dem Bild zu sehen sind. In unmöbilierten Räumen sind es die einzigen Objekte, an denen das Auge einen Fixpunkt findet. In jedem Fall kann sich der Betrachter ein Bild davon machen, wie stark das Zimmer durch das Tageslicht erhellt wird. Bei geeigneter Belichtung bzw. Bildbearbeitung lassen sich auch Aussagen über die Umgebung der Liegenschaft und über die Aussicht machen.

 

Sehr häufig wird man die Position so wählen, dass sich die Wand, in der sich die Tür befindet, hinter der Kamera befindet. So wird der Wiedererkennwert bei Betreten des Raumes erhöht. Alternativ kann man den Standpunkt so wählen, dass sowohl Fenster als auch Türen, die in den Raum führen, zu sehen sind. Eine (offene) Tür im Bild macht den Raum psychologisch weiter.