Gestern rief mich ein Makler an: Wieviel ich für die Fotografien eines Hauses für ein Exposé typischerweise berechne. Im Laufe des Gesprächs stellte sich heraus, dass der Herr schon seit längerem solche Fotos selber erstellt, eine entsprechende Ausrüstung angeschafft hat und auch bereits mehrere Fotografieseminare besucht hat. Man kann also davon ausgehen, dass der Anrufer durchaus selber in der Lage ist, ansprechende Immobilienbilder für Exposés zu erstellen. Er stellte sich jedoch die Frage, ob er die Zeit, die er für die Erstellung der Fotos und deren Nachbearbeitung benötigt (plus Fahrzeiten) nicht besser für andere Aktivitäten nutzen solle. "Zeit ist Geld".
Make or buy ist eine klassische Frage. Der typische Unternehmensberater antwortet in den letzten 20 Jahren darauf: "Konzentrieren Sie sich auf Ihr Kerngeschäft!" Diese Antwort wird sicher nicht jedem passen. Im Grunde stellt sich die Frage, welche Kosten hat die jeweilige Lösung und welchen Nutzen erreiche ich.
Der Selbermacher muss einen Fototermin absprechen, zur Liegenschaft und wieder zurück fahren, die Fotos erstellen und hinterher bearbeiten. Wenn er das wirklich gut macht, kann man dafür sehr schnell einen halben Arbeitstag als Minimum ansetzen. Nun wird der eine oder andere argumentieren, dass er die Fotos nebenbei bei einem Kundenbesuch "knipst" und vor der Veröffentlichung nicht weiter bearbeitet. Solche Bilder sieht man des Öfteren in den Immobilienportalen. Die Kosten dieser Vorgehensweise durch entgangene Interessenten, entgangene Vermarktungsobjekte und verärgerte Kunden kann man meines Erachtens gar nicht hoch genug ansetzen.
Weiterhin wird eine Kameraausrüstung benötigt, die von der eines Gelegenheitsknipsers erheblich abweicht, und, was sehr viel wichtiger ist, das notwendige Knowhow muss vorhanden sein. Das kostet Zeit und Geld. Handelt es sich um einen engagierten Amateurfotograf, kann man diese Kosten ggf. vernachlässigen. Dem gegenüber steht das Honorar, welches der Fotograf verlangt. Die Kosten beider Vorgehensweisen lassen sich recht gut gegenüberstellen.
Wie sieht es mit dem Nutzen aus? Der professionelle Fotograf liefert gute Bilder, die das Objekt optimal abbilden. Tut er das nicht, muss er nachbessern. Beim nächsten Mal wird man dann auf einen anderen Fotografen zurückgreifen. Sollten selber erstellte Bilder qualitativ enttäuschen, so beantwortet sich "machen oder machen lassen" von selber.
Der Nutzen durch die Bilder selber sollte sich also nicht unterscheiden. Über das Bildergebnis hinaus ist die Beauftragung eines Fotografen ein Zeichen für den Verkäufer, dass sich der Makler engagiert. Auch in Akquisegesprächen bezüglich neuer Vermarktungsobjekte dient dieses Vorgehen als willkommenes Argument.
Der Antwort auf die Ausgangsfrage kann man sich nähern durch Subfragen wie:
- Kann ich mehr erreichen, wenn ich einen halben Tag z.B. für Kundentelefonate einsetze anstatt für die Fotografie einer Liegenschaft.
- Wie oft kann ich einen Fotografen für den Gegenwert der Ausrüstungs- und Ausbildungskosten engagieren.
- Macht mir die Fotografie überhaupt Spaß? - Wenn nicht, wird es schwer, gute Ergebnisse zu erzielen.
Eine wohlüberlegte, gute Entscheidung wünscht
Holger Slaghuis
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