Wenn es einmal etwas mehr sein muss

 

Für Fotos von Immobilien werden selten Teleobjektive benötigt (siehe auch  http://www.immobilienphoto.com/tutorials/das-wichtigste-an-der-kamera-das-objektiv/). Meistens soll möglichst viel eines Raumes gezeigt werden. Bei Außenaufnahmen ist es oft schwierig, einen Standpunkt zu finden, von dem aus man das gesamte Gebäude evtl. mit Grundstück ablichten kann. Das führt dazu, dass Weitwinkelobjektive in der Immobilienfotografie bevorzugt werden.

 

Aber auch, wenn man sich für ein sehr weitwinkliges Objektiv entschieden hat, kann man das eine oder andere Mal an Grenzen stoßen, die die ursprüngliche Bildidee verhindern.

 

Selbst mit einem starken Weitwinkel ist der Blick auf das Zimmer nur eingeschränkt
Selbst mit einem starken Weitwinkel ist der Blick auf das Zimmer nur eingeschränkt

 

Es gibt eine Möglichkeit, das gewünschte Bild zu erstellen, obwohl das mit dem verwendete Objektiv nicht möglich scheint: Man erstellt ein Panorama. Das heißt, man macht mehrere Fotos, die sich teilweise überlappen, und lässt sich daraus von einem Programm ein zusammenhängendes Bild erzeugen.

 

Durch die Panoramatechnik ist fast das gesamte Zimmer zu sehen
Durch die Panoramatechnik ist fast das gesamte Zimmer zu sehen

 

Hauptschwierigkeit dabei ist, die Ursprungsbilder so zu fotografieren, dass die Übergänge von einem Bild zum nächsten nicht zu erkennen sind. Das bedeutet, die Bilder müssen zum einen so erstellt werden, dass sie an den Überlappungen möglichst wenig Unterschiede in Schärfe, Helligkeit und Farbsättigung etc. aufweisen.

 

Zum anderen müssen die Bilder vom gleichen Punkt aus geschossen werden, um so genannte Paralaxenfehler zu vermeiden. Wenn man ein Auge schließt kann man seinen Daumen am ausgestreckten Arm so ausrichten, dass er ein Objekt, das etwas entfernt ist, überdeckt. Sobald man den Kopf dreht, kann man jedoch links oder rechts vorbei schauen. Das gleiche passiert, wenn man die Kamera zwischen den Ausgangsaufnahmen für das Panorama z.B. um das Stativgewinde dreht, also das Stativ wie gewohnt benutzt. Statt dessen muss die Kamera zwischen den Aufnahmen um die so genannte „Eintrittspupille“ gedreht werden. Dieser Punkt liegt sehr weit vorne an einem Objektiv.

 

Das Stativgewinde ist nicht die geeignete Kamerabefestigung bei Panoramaaufnahmen
Das Stativgewinde ist nicht die geeignete Kamerabefestigung bei Panoramaaufnahmen

 

Während man bei Außenaufnahmen, bei denen sich nichts im nahen Vordergrund befindet (Büsche, Autos etc.) etwas weniger Sorgfalt walten lassen kann – mit etwas Übung sind hier auch Aufnahmen aus der Hand möglich, kann man bei Innenaufnahmen normalerweise nicht auf entsprechende technische Hilfen verzichten, um Paralaxefehler zu vermeiden. Man kann sich hierzu eines „Nodalpunktadapters“ bedienen, wie er von verschiedenen Herstellern angeboten wird. Normalerweise reicht jedoch eine preiswerte Lösung bestehend aus einem Einstellschlitten für Makroaufnahmen und einer L-Schiene wie im Bild dargestellt. 

 

Der Adapter besteht aus einem L-Winkel und einem Makroschlitten
Der Adapter besteht aus einem L-Winkel und einem Makroschlitten

 

Um nun diese Apparatur einzustellen, visiert man mit der Kamera zwei genau hintereinander liegende Dinge an. Nun verschiebt man die Kamera mit Hilfe des Einstellschlittens so lange, dass es nicht mehr möglich ist, durch Drehen des Stativkopfes an dem ersten Objekt vorbei auf das zweite zu schauen.

 

Der "Spar-Nodalpunktadapter" im Einsatz
Der "Spar-Nodalpunktadapter" im Einsatz

 

Um Schärfe, Helligkeit etc. möglichst gleichmäßig auf allen Bildern zu haben, dürfen Blende, Zeit und Empfindlichkeit zwischen den einzelnen Bildern nicht verändert werden. Das ist nur durch manuelle Einstellungen möglich. Diese werden für ein Objekt durchschnittlicher Entfernung und Helligkeit bzw. für das wichtigste Objekt gewählt (Siehe auch http://www.immobilienphoto.com/tutorials/die-einstellungen/).

 

Nach dieser Vorbereitung können dann die Einzelaufnahmen gemacht werden. Die Bilder sollten links und rechts 15 bis 30% mit den nächsten Bildern überlappen, um ein möglichst einfaches Zusammenfügen („Stitching“) zu ermöglichen.

 

Für erste Versuche in der Panoramafotografie muss keine teure Spezialsoftware angeschafft werden. Zwei Anwendungen, die man sich ohne Gebühr herunterladen darf, sind:

  • MS ICE
  • Hugin

MS ICE wird, wie der Name schon vermuten lässt, von Microsoft angeboten. Es handelt sich um ein kleines, recht schnelles Programm mit wenig Eingriffsmöglichkeiten durch den Nutzer. Sind die Quellbilder passend erstellt, wird das Panorama recht schnell zusammengebaut. Treten Fehler im Panorama auf, hat man keine Möglichkeit, die Bilder manuell anzupassen.

 

Die Möglichkeit der Anpassung bietet Hugin in sehr unterschiedlicher Weise, die jedoch ein gewisse Einarbeitung in das Thema voraussetzen. Auch hier gibt es aber einen „Assistenten“, der es dem Anfänger erleichtert, erste Panoramen zu erstellen.

 

Je größer der Abbildungswinkel der sich ergebenden Bilder, desto mehr Verzerrungen entstehen allerdings auf dem Foto. Das wird umso deutlicher, wenn sich viele gerade Linien im Bild befinden (Raumkanten, Parkettboden etc.). Bei der weiter oben gezeigten Innenaufnahme werden in der Breite ca. 160 Grad abgedeckt, was zu Krümmungen bei den Kommoden und z.B.  beim Fußboden führt. Solche Krümmungen können bei Außenaufnahmen von größeren Gebäuden durchaus stilistisch interessant sein. 

 

 

Ein langes Hotelgebäude
Ein langes Hotelgebäude