Die korrekte Belichtung von Innenräumen: Eine Herausforderung in der Immobilienfotografie

Immobilienfoto: Blick durch ein halbrundes Fenster, nur die Landschaft draußen sichtbar
Auf die Lichtverhältnisse draußen belichtet

In Innenräumen herrschen starke Kontraste. Die Fenster sind sehr viel heller als die dunkleren Ecken des Raumes. Je kleiner die Fenster und je heller das Tageslicht desto stärker ist dieser Effekt. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man damit umgehen kann. Leider wird viel zu oft die erste gewählt, auf die man öfters in Immobilienportalen stößt:

 

Die Kamera wurde in einem Automatikmodus genutzt, der die Belichtung auf das Fenster ausgerichtet hat, weil sich dies in der Mitte des Bildes befindet. Das Bild ist nicht dazu geeignet, einen Eindruck vom Raum zu vermitteln.

 

Mit dieser Erkenntnis kommt man direkt zur zweiten Belichtungstechnik.

Immobilienfoto: Blick auf ein halbrundes Fenster, draußen ist es zu hell, drinnen zu dunkel
Auf die Gesamtfläche belichtet

Man wählt an der Kamera einen Modus, der die Belichtung über die ganze Sensorfläche misst. Das Ergebnis ist ein Bild, bei dem das Fenster zu hell und der Raum immer noch zu dunkel abgebildet wird. Das sorgt dafür, dass weder die Aussicht noch der Innenraum ausreichend zu erkennen ist. Auch solche Bilder sind sicher nicht angemessen, um in einem Exposé abgebildet zu werden.auch wenn man auch so etwas immer wieder in Immobilienanzeigen antrifft.

Blick auf ein halbrundes Fenster, nur der Innenraum sichtbar
Auf die Lichtverhältnisse drinnen belichtet

Wenn man nun auf den Raum belichtet, ist der größte Teil des Problems gelöst. Dazu muss man nur die Kamera auf einen Teil des Raums richten, der über eine mittlere Helligkeit (hier etwa die seitliche Wand mit dem Bild) verfügt. Die Belichtung wird entweder in der Automatik gespeichert oder besser noch gleich manuell korrekt auf diesen Bereich eingestellt. Danach kann die Kamera auf den gewünschten Bildausschnitt ausgerichtet werden.

 

Die manuelle Einstellung hat den Vorteil, das jetzt auch mehrere Bilder aus unterschiedlichen Kamerapositionen mit der selben Belichtungseinstellung gemacht werden können.

 

Das Bild zeigt jetzt den Raum korrekt belichtet, dafür ist der Blick nach draußen  überbelichtet. Damit kann man jedoch schon recht gut leben.

 

Offensichtlich ist es nicht zu schaffen, das Bild so zu belichten, dass sowohl der Ausblick als auch das Rauminnere adäquat zu sehen sind. Das liegt am Kontrastumfang, den heutige Digitalkameras aufnehmen können. Es wurden zwar im Verlaufe der Zeit immer bessere Sensoren entwickelt, an die Wahrnehmung des menschlichen Auges kommen sie in diesem Bereich nicht heran.

 

 

Immobilienfoto: Blick durch ein halbrundes Fenster, der Raum geblitzt, der Blick nach draußen überbelichtet
Mit dem Blitz aufgehellt

Um Ausblick und Inneres gleichzeitig korrekt zu belichten, reicht die Kamera alleine nicht aus. Die vielleicht am nächsten liegende Technik, ist, den Innenraum zusätzlich während des Fotografierens zu beleuchten. Der interne Blitz, den manche Kameras haben, ist wegen der zu geringen Leistung meistens ungeeignet. Das vorliegende Bild wurde mit einem handelsüblichen Aufsteckblitz neben der Kamera mit kleinem Diffusor gemacht, um die Probleme zu verdeutlichen:

  • Auch dieser scheint in der Leistung noch nicht wirklich ausreichend, der Ausblick ist zu hell. Wenn man die Belichtungszeit noch verkürzen kann, kommt man dem gewünschten Ergebnis näher.  Die gewählte Belichtungszeit war 1/30 s. Hier gibt es also noch Spielraum bis zu maximalen Blitzsynchronzeit von 1/200 s.
  • Da die Helligkeit mit dem Quadrat der Entfernung zur Lichtquelle abnimmt, wird das Bild nach hinten hin dunkler.
  • Der Blitz spiegelt sich in Rahmen und Fenster
  • Der Schattenwurf verrät ebenfalls den Blitzeinsatz und macht deutlich, dass das Fenster nicht die Hauplichtquelle ist.

 

Um diese Probleme zu meistern, werden eine Anzahl von Blitzen oder mehrere Fotos mit unterschiedlichen Blitzpositionen benötigt. Die besten Ergebnisse erhält man mit einer professionellen Blitzanlage. Man kann diese Methode beliebig komplex betreiben, um zu guten Ergebnissen zu kommen. Für Werbefotos oder solchen, die in Magazinen, Wohnzeitschriften etc. erscheinen, kann mit dieser Technik Erstaunliches geleistet werden. Für die Verwendung in einem Exposé wird dieser Aufwand häufig gescheut.

Immobilienfoto: Blick durch ein halbrundes Fenster, durch die verwendete HDR-Technik wirken Farben und Kontraste unnatürlich
Mit HDR-Technik bearbeitet

Alternativ kann man eine Belichtungsreihe aufnehmen, die zumindest eine korrekte Belichtung des Innenraums und eine des Ausblicks beinhaltet. Die Fotos der Belichtungsreihe lässt man dann durch eine HDR-Software verschmelzen.

 

Bei dieser Methode ist Vorsicht geboten. Es besteht die Gefahr, dass die Farben sehr unnatürlich wirken. Durch entsprechende Einstellungen der Software und eine passende Nachbearbeitung kann man diesem Umstand entgegenwirken.

 

Bislang habe ich noch keinen HDR-Konverter gefunden, der meinen Ansprüche im Rahmen der Immobilienfotografie im vollen Rahmen entspricht. Auch bei dem gezeigten Beispiel entspricht der Ausblick nicht der Wirklichkeit.

Immobilienfoto: Blick durch ein halbrundes Fenster, sowohl Landschaft draußen als auch der Innenraum korrekt belichtet
Aus einer Belichtungsreihe zusammengesetzt

Eine weitere Möglichkeit beruht ebenfalls auf Belichtungsreihen. Das Bild mit dem korrekt belichteten Innenraum ist die Basis, in die in der Nachbearbeitung die korrekt belichteten Fensterflächen eingefügt werden. Das Ergebnis kommt den Eindruck vor Ort sehr nahe.

 

 

Immobilienfoto: Blick durch ein halbrundes Fenster, innen geblitzt mit heller Außensicht
Aus geblitzter Version und auf den Ausblick belichteter Version zusammengesetzt

Selbstverständlich können die skizzierten Techniken auch kombiniert werden, un das Ergebnis noch weiter zu bearbeiten. So kann man z.B. zur geblitzten Version den Ausblick, den man mit anderen Einstellungen erstellt hat, hinzufügen.

 

 

Es wird deutlich, dass es nicht notwendig ist, Interessenten Exposés mit fehlerhaft belichteten Fotografien anzubieten.

 

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Erstellung Ihrer Innenaufnahmen.

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