Muss man seine Bilder bearbeiten?

Über diese Frage wird oft vortrefflich gestritten. Es gibt die Fraktion, die sagt, alle Bilder müssten OOC (=out of cam) also ohne Nachbearbeitung sein.  Eines der Hauptargumente dieser "Bearbeitungsgegner" lautet: "Das Bild soll die Wirklichkeit abbilden." 

 

Über diese Forderung könnte man lange diskutieren. Die auf Titelbildern von Zeitschriften und Illustrierten abgebildeten Prominenten sehen in den meisten Fällen in Wirklichkeit anders aus als auf dem Foto. Da werden Pickel entfernt, Zähne gerichtet und weißer gemacht, Bäuche gestrafft und Brüste vergrößert,  um nur vier der vielen Standardoperationen zu nennen, die durchgeführt werden, bevor ein Foto auf der Titelseite erscheinen darf. Hier soll sicher nicht die Wirklichkeit abgebildet werden.

 

Bei Immobilienfotos ist das sicher anders. Wenn man das Objekt in der Wirklichkeit nicht wiedererkennt, hat das Bild in den meisten Fällen seinen Zweck nicht erfüllt. Es sollte also wirklichkeitsnah sein. Kann es das ohne Bearbeitung? Diese Frage muss eindeutig mit "Nein!" beantwortet werden. 

  • Bei vielen Innenaufnahmen erscheinen entweder die Fenster zu hell oder der Raum zu dunkel, während unser Auge sowohl Innenraum als auch die Fensterflächen sehr gut sehen kann.  Für das Auge noch gut unterscheidbare Bildinformationen  verschwinden in der Kamera in hellem Weiß oder tiefdunklem Schwarz. Mit einer vernünftigen Bearbeitung kommt man hier dem natürlichen Seheindruck wesentlich näher.
  • Wurde die Kamera nicht genau horizontal ausgerichtet, sieht man auf dem Bild "stürzende Linien", das heißt, Gebäude oder Raumkanten, die in der Realität senkrecht verlaufen, erscheinen auf dem Foto schräg. Auch einem umsichtigen Fotografen passiert das manchmal. Auch hier verhilft eine korrekte Bearbeitung zu einem der Realität näherem Bild.
  • Ein Bildsensor ist für verschiedene Farben unterschiedlich empfindlich. Die Werte, die der Sensor für jedes Pixel liefert, müssen also umgerechnet werden, damit das Bild möglicht wirklichkeitsnah aussieht. Den Algorithmus dafür hat im Zweifelsfall ein japanischer Ingenieur oder Informatiker geschrieben, der eine möglichst allgemeine Lösung programmieren musste und wahrscheinlich nie eine deutsche Immobilie gesehen hat.Obwohl hier in der Regel ein guter Job gemacht wurde kommt man in vielen Fällen durch die Bearbeitung von Sättigung, Tonung, Helligkeit, Kontrast etc. näher an die Realität als das in der Kamera hinterlegte Umrechnungsprogramm.
  • Objektive tendieren dazu, gerade Linien zu krümmen. Das sind so genannte Kissen- oder Tonnenverzeichnungen, die gerade bei preiswerteren Objektiven auftreten. Wir nehmen die Wirklichkeit anders war.  Mit einem Bearbeitungsprogramm lassen sich solche Linien begradigen.

Wenn man also dem Argument folgt "Das Foto soll die Wirklichkeit abbilden", kommt man um eine Bearbeitung offensichtlich nicht nicht herum. Wenn man darüber hinaus der Meinung ist, dass ein Immobilienfoto Werbung für das Objekt machen sollte - d.h. vielleicht etwas attraktiver als die Wirklichkeit ohne zu übertreiben - ist die Bearbeitung unumgänglich.

 

Ich wünsche Ihnen eine sichere Hand bei der Bearbeitung Ihrer Immobilienfotos.

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