Hoch- oder Querformat? Wie sinnvoll sind CD-Vorgaben?

Landscape oder Portrait?
Landscape oder Portrait?

Einige meiner Kunden haben Corporate Design-Vorgaben. Das betrifft mich z.B. bei der Erstellung von Businessporträts der Mitarbeiter. Die Vorgaben können von der Hintergrundbeschaffenheit über Beschnitt bis hin zu Lichtsetzung gehen. Um gerade bei größeren Maklerunternehmen mit mehreren/vielen Büros zu einem einheitlichen Auftritt zu kommen, können solche Vorgaben sehr hilfreich sein.

 

Ähnliche Vorgaben existieren nur in sehr eingeschränkter Weise bzgl. Immobilienbildern. Wie sehr würde sich so mancher, der auf der Suche nach einer Immobilie ist, über die Vorgabe freuen, dass Innenaufnahmen ausschließlich mit gerade ausgerichteter Kamera zu erstellen sind, um Bilder zu vermeiden, die den Eindruck vermitteln, das Objekt stünde kurz vor dem Zusammenbruch. Auch andere, der Qualität der Bilder wirklich zuträgliche Vorgaben sind mir noch nicht gemacht worden. Hier gibt es manchmal eher sinnfreie Anforderungen wie "mindestens 18 MPixel". Im Internet werden meist weniger als 1 MPixel gezeigt, für einen Ausdruck im Exposé reichen 8 MPixel völlig aus. Auch die Angabe "mindestens 300 DPI" ist bei fehlender Angabe der Größe des Ausdrucks durch einen kurzen Eintrag in den Bilddaten ohne Auswirkungen auf die Qualität zu erfüllen. 

 

Hilfreiche Vorgaben beziehen sich darauf, welche Ansichten fotografiert werden sollen und in welcher Reihenfolge die Bilder zu präsentieren sind. So etwas dient dem einheitlichen Auftritt und der Wiedererkennbarkeit des Unternehmens bei Interessenten. 

 

Sehr häufig sollen ausschließlich Bilder in horizontaler Ausrichtung gezeigt werden. Das halte ich für eine starke und vor allem unnötige Einschränkung, die auch von manchen Immobilienportalen vorgegeben wird. Wir können froh sein, dass solche Anforderungen in Italien zu Beginn des 16. Jahrhunderts weitestgehend unbekannt war. Vielleicht hätte Leonardo da Vinci die Mona Lisa sonst in einem gänzlich anderen Format malen müssen, was auch zu einem gänzlich anderem Bild geführt hätte.

 

Die meisten Immobilienfotos sind waagerecht ausgerichtet. Allein schon deshalb, weil die meisten Räume breiter als hoch sind, ergibt das auch eine Menge Sinn. Es gibt jedoch auch Fälle, in denen das Hochformat die weitaus bessere Wahl ist. Hier ein Beispiel: Gerade in kleinere Objekten wird zumeist jeder Raum fotografiert und im Exposé dargestellt. Schmale Räume wie eine kleine Kochküche oder eine Gästetoilette lassen sich häufig nur von der Tür an der kurzen Seite aus sinnvoll fotografieren. Die drei Bilder sollen die Problematik verdeutlichen:

 

 

Bild 1 wurde waagerecht von der Tür aus fotografiert. Bild 2 wurde ebenfalls waagerecht fotografiert, die Kamera jedoch weiter nach hinten gerückt, sodass auch Tür und Rahmen zu sehen sind. Das dritte Bild wurde dann hochkant aufgenommen, der Aufnahmestandpunkt so gewählt, dass der Türrahmen noch nicht auf dem Bild erscheint. In allen Fällen wurde ein 10mm Objektiv an einer APS-C-Kamera verwendet. Das entspricht ca 16mm am Vollformat und 8 mm an einer MFT-Kamera. Mir erscheint das letzte Bild das geeignetste. Hier sieht man am meisten von dem Raum. Trotzdem bitte ich Sie, sich eine eigene Meinung dazu zu bilden. Die Bilder können durch Anklicken vergrößert werden.

 

Sollten Sie zum selben Ergebnis kommen wie ich, werden Sie die Beschränkung auf waagerecht ausgerichtete Bilder ebenfalls als unschöne Einschränkung empfinden.

 

Es gibt Immobilienportale, die zwar Bilder in "Porträtausrichtung" zulassen, jedoch dann links und rechts des Bildes einen hässlichen weißen oder grauen Rand stehen lassen. Hier kann es helfen, in der Nachbearbeitung an den Seiten des Bildes je eine transparente Fläche anzufügen, wodurch ein Bild in "Landscape"-Ausrichtung entsteht. Da das jpg-Format keine Transparenz kennt, sollte das Ergebnis dann dann als PNG-Datei hochgeladen werden. Dies ist bei einigen Portalen die schönere Lösung. Ausprobieren lohnt sich.

 

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Wahl der jeweils zum Motiv passenden Ausrichtung. Übrigens: Ich berate auch Unternehmen bzgl. ihres Corporate Designs im Bereich der Immobilienfotografie.

Kommentar schreiben

Kommentare: 3
  • #1

    Oliver Wolf (Donnerstag, 14 September 2017 21:22)

    Sehr interessanter und hilfreicher Artikel. Manchmal sollte man die Fotos lieber vom Fachmann/Fotografen machen lassen...

  • #2

    Holger Slaghuis (Donnerstag, 14 September 2017 21:33)

    Hallo Herr Wolf,

    vielen Dank für Ihren Kommentar. Sie sprechen mir aus dem Herzen

  • #3

    Mark Drotsky (Dienstag, 24 Oktober 2017 00:41)

    Ich bin immer schon der Meinung gewesen, dass man lieber ein wenig Geld für einen Profi ausgeben sollte, wenn man Qualität möchte. Leider ist es vor allem für Laien nicht einfach, einen passenden Profi zu finden.
    Die schwarzen Schafe verbreiten sich leider wie ein Lauffeuer...