Immobilienfotografie im Winter

Was sollte man bei der Immobilienfotografie im Winter beachten? Gibt es überhaupt Unterschiede zur Fotografie während anderer Jahreszeiten?

 

Ja, es gibt Unterschiede, die man beachten sollte. Da ist erst einmal der Sonnenstand. Die Sonne steht in den Wintermonaten erheblich niedriger als in den Sommermonaten. Während ich mich im Sommer bemühe, meine Termine eher morgens oder am späteren Nachmittag zu machen, um harte Kontraste auf den Bildern zu vermeiden, bin ich im Winter zumeist um die Mittagszeit herum unterwegs, um für die Außenaufnahmen etwas sonnige Stimmung und blauen Himmel zu erhaschen.

 

Im Winter finden wir selten blühende Pflanzen in Garten und Vorgarten, die die Bildstimmung positiv gestalten könnten. Was noch vertrackter ist, in manchen Gärten sind im Winter hauptsächlich kahle Bäume, braune Blätter und Hecken und gelber Rasen zu finden. Hier ist besondere Kreativität bei der Wahl des Standpunkts und des Bildausschnitts gefragt. Es ergibt sich z.B. häufig die Möglichkeit, eine immergrüne Pflanze in den Bildvordergrund zu nehmen und so zumindest einen Teil der restlichen, eher braungrauen Flora abzudecken und das Foto etwas freundlicher zu gestalten. Der Bildausschnitt kann ggf. etwas enger gewählt werden. Hierbei ist jedoch Fingerspitzengefühl gefordert. Das wird auch bei der Bearbeitung der Bilder benötigt. Den Rasen hierbei etwas grüner zu machen, die Farben etwas satter erscheinen zu lassen, kann dem Bild gut tun, solange man nicht übertreibt und die Bilder dadurch unnatürlich wirken lässt. 

 

Gerade im Winter sollte man auch über die Möglichkeit nachdenken, ein Bild zur "blauen" Stunde, also in bzw. kurz nach der Abenddämmerung zu machen. Immobilien mit großen Fensterflächen, durch die man in die hell erleuchteten Räume schauen kann, können so sehr attraktiv dargestellt werden. Der Außenbereich wird durch die einsetzende Dunkelheit vom Betrachter weniger deutlich wahrgenommen. Wegen des späten Sonnenaufgangs und frühen -untergangs können solche Aufnahmen zu angenehmeren Zeiten gemacht werden als im Sommer. 

 

Wenn ein Objekt im Winter verkauft wird, ist es nur natürlich, dass z.B. Schnee auf den Außenaufnahmen zu sehen ist. Das macht auch nichts, solange die Immobilie auch wirklich in der kalten Jahreszeit verkauft wird. Wird das Objekt im Frühjahr noch immer angeboten, sollte man sich überlegen, zumindest den Teil der Bilder mit "Winterfeeling" gegen aktuelle auszutauschen. Andernfalls wäre das ein Signal, diese Liegenschaft wartet schon länger auf einen Käufer, und zwar so deutlich, dass der Umstand gerne in die Preisverhandlungen mit einbezogen wird. Umgekehrt, bei sommerlichen Bildern im Winter ist das wesentlich seltener der Fall, aber auch hier kann es ggf. ratsam sein, das Exposé zu aktualisieren.

 

Bei den Innenaufnahmen entsteht bei einer tief stehenden Sonne ggf. das Problem großer Helligkeitsunterschiede. Von der Sonne beschienene Bereiche sind erheblich heller als im Schatten liegende Flächen. Der Ausblick aus dem Fenster ist ggf. noch einmal deutlich heller. Hier ist die korrekte Belichtung des Bildes äußerst wichtig. Häufig wird der Dynamikumfang auch modernster Kameras nicht ausreichen, die Szenerie korrekt abzubilden. Zumindest der Innenraum sollte jedoch durchgehend richtig belichtet sein. Ich verwende eine Belichtungsreihe, um in der späteren Bearbeitung die Einzelbilder so zu kombinieren, dass alle Bereiche weder ausgebrannt sind noch in einem satten Schwarz verschwinden. Während der Aufnahme kann ein Polarisationsfilter helfen, starke Spiegelungen z.B. in Vitrinen, Bildern oder stark glänzenden Bodenbelägen abzumildern.

 

Bei den Innenaufnahmen sollte man seinen Augenmerk auch auf den Blick durch das Fenster richten. Es wäre gut, wenn hier ebenfalls graubraune Winterstimmung vermieden würde.

 

Ich wünsch Ihnen viel Erfolg mit Ihren Immobilienfotos - sommers wie winters.

 

 

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